Ich bin in einer Künstler- und Freigeistumgebung aufgewachsen.

Ich bin in einer Künstler- und Freigeistumgebung aufgewachsen. Meine Mutter Edeltraud Braun von Stransky ist Malerin und Mosaikkünstlerin. Sie ist mittlerweile 99 Jahre alt. Mein Vater war freischaffender Architekt und die Eltern haben auf einer künstlerisch- und gestalterischen Ebene gut miteinander harmoniert. Eine Großmutter war eine ausgezeichnete Bilderbuchillustratorin und mein Großvater war Journalist, bekannter Theaterkritiker, Zeitungswissenschaftler und Buchautor. Mein Vater war ein glänzender Erzähler und konnte detailgenau und bildhaft seine Erlebnisse aus Kindheit, Jugend und dann etwa die Ereignisse um den unheilvollen Zwangseinzug in den Kriegsjahren darstellen. Angefeuert wurde die Wut auf diese vergeudeten Jahre durch das vom Nazi- Regime mehrfach befohlenes Schreibverbot an seinen Vater, der damals bereits als Journalist durch seine Kritiken auffällig wurde.

Zu früh schwierige Zeiten oder die Entdeckung von Ungerechtigkeit.

Im Gegensatz zu einer insgesamt glücklichen Kindheit, die uns zum Beispiel schon ab  1961 tolle Italienaufenthalte ermöglichte, wurde es für mich etwa ab dem 11. Lebensjahr äußerst schwierig, da es zur Trennung der Eltern kam. Meine Schwester und ich mussten mit der völlig unvorhergesehenen Situation viel zu früh zurechtkommen. Ich spürte Rebellion, Wut, Trauer und konnte mich in der Schule nicht konzentrieren. Nur der Sport, mein Engagement in der Kirche als Dauerministrant oder auch das ununterbrochene Schreiben in einer Brieffreundschaft hielten mich über Wasser. In der Schule wurde es immer schlechter, da ich einfach nicht lange sitzen konnte und mich fast alles unwahrscheinlich langweilte. Heute spricht man von einem Hyperaktivitätssyndrom, damals hat man sich darum nicht gekümmert und immer wieder Strafen verteilt. Da ich stark empfundene Ungerechtigkeiten schon damals nicht ertragen konnte, habe ich mich einige Male mit Lehrern angelegt, mit der Folge, dass dann meiner überforderten Mutter nahegelegt wurde, mich in einer anderen Schule anzumelden.

Mein Weg direkt in die soziale Arbeit.

Ich habe dann die Schule irgendwann abgebrochen und eine fast dreijährige Lehre in einer Anwaltskanzlei durchgehalten. Dort habe ich gelernt, wie man sich schriftlich und sachlich zur Wehr setzt, was mir noch viel später unzählige Male geholfen hat, als es um die Wahrnehmung der Rechte von Menschen ging, die dazu selbst nicht in der Lage waren.  Deutlich später habe ich das Abitur aus eigenem Antrieb und der Lust dazu nachgeholt.

Ich habe in Italien fast vier Jahre in einer christlich- sozial orientierten Gemeinschaft gelebt, dort mit meiner Arbeit gemeinsam mit hunderten anderen Bewohnern und Studenten aus über dreißig Nationalitäten Projekte in Armutsländern mit unterstützt.  Nach Erlernen der italienischen Sprache konnte ich ein Studium mit dem Schwerpunkt theologischer, philosophischer und sozialwissenschaftlicher Themen abschließen, denn vor allem derartige Fragestellungen bestimmten meine damalige  Lebenssinnsuche.  An den Wochenenden spielte ich in einer internationalen Band vor sehr vielen Besuchern, hin und wieder in einem dortigen Amphitheater, was mich bis heute in der Erinnerung noch positiv inspiriert. Durch diese sehr kreative Zeit stark sensibilisiert, wurde mir klar, dass mich mein Weg direkt in die soziale Arbeit führen sollte, sodass ich mich nach Rückkehr in München für ein Sozialpädagogikstudium entschied.

Keinerlei Berührungsängste.

Unmittelbar nach dem Studium wurde ich vom Landkreis München eingestellt und kümmerte mich etwa vier Jahre lang für die Aufnahme und Integration von damals 1986 schon plötzlich in größeren Zahlen zu uns flüchtenden Menschen. Diese Tätigkeit war hochinteressant und herausfordernd und wie bestellt für mich, da mir der Kontakt mit Menschen verschiedenster Nationalitäten und Kulturen bereits vertraut schien, sodass  ich keinerlei Berührungsängste hatte, eine schnelle persönliche Verständigung herzustellen, um nach und nach die Probleme im Zusammenhang mit Integration und Alltagshindernissen gemeinsam anzugehen. 

In den darauffolgenden drei Jahrzehnten zunächst als Stadtteilsozialarbeiter für die Stadt München tätig, habe ich später die Betreuung von Menschen übernommen, die durch Notlagen, Schicksal, Krankheit niemand mehr hatten, der sich um sie hätte kümmern können. Wie angedeutet (Vorwort), mussten hierzu unzählige Stellungnahmen für Gerichte und Behörden, ausführlich begründete Hilfsanträge und nicht endende Schreibarbeit im Sinne der betroffenen Menschen meinen beruflichen Alltag mit bestimmen.

Mein Wunsch nach Klarheit und Vereinfachung.

Es macht also einen Unterschied, ob man immer schreiben muss oder ob man schreiben darf. Wenn man die Schreibarbeit für Andere einsetzt, kann dies durchaus auch eine gewisse Erfüllung bedeuten, vor allem, wenn damit gesetzte Ziele zur Verbesserung des Lebens der Betroffenen tatsächlich erreicht werden.

Seit einigen Jahren versuche ich, und dies entspricht dem Wunsch nach Klarheit und Vereinfachung, Verse zu gestalten, die wesentliche mich bewegende Themen zum Ausdruck bringen sollen; manchmal kommen auch Gedichte heraus; die Bewertung, ob dies manchmal gelingt und einem lyrisch anspruchsvolleren Genre entspricht, überlasse ich dem Leser.

 

In das folgende „Tagebuch" werde ich von Zeit zu Zeit thematisch etwas einstellen
und im "Dialog" öffnet sich die Möglichkeit des Gedankenaustausches, der Kommentare ....